001 - High Hopes by Ava Reed

001 - High Hopes by Ava Reed

Autor:Ava Reed [Reed, Ava]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: LYX.digital
veröffentlicht: 2022-03-16T23:00:00+00:00


24. Kapitel

Nash

Jeder Muskel schmerzt nach dieser Schicht. Ich bin nicht oft auf diese Art erschöpft. So tiefgehend, so allumfassend. Physisch wie psychisch. Aber heute schon. Heute ist so ein Tag, der mir alles abverlangt hat. Und es immer noch tut. Wir hätten Ria nicht verlieren dürfen. Alles war gut vorbereitet, das Spenderherz hat gepasst, die OP verlief ohne Komplikationen – und dennoch ist es passiert. Ich kann das nicht fassen.

Es ist nicht fair. Es hätte nicht passieren dürfen.

Als dann auch noch Laura vorhin beinahe an Rias Verlust zerbrochen ist, bin ich vollkommen an meine Grenzen gekommen. Und jetzt finde ich sie eine gefühlte Ewigkeit nach der OP und dem Ende ihrer Schicht auf einer Bank vor dem Whitestone, blass und leicht zitternd, auch wenn sie alles dafür gegeben hat, dass ich es nicht bemerke. Sie hat ein Lächeln aufgesetzt, so getan, als würde sie nur nachdenken. Ich kenne das.

Diese Art von Schmerz.

Scheiße.

Ich wünschte, ich hätte verhindern können, dass sie das jetzt durchmachen muss, auch wenn es dazu gehört.

Als ich mich längst ein Stück von ihr entfernt habe, nachdem wir uns verabschiedet haben, bleibe ich mit dem Rücken zu ihr stehen. Ich kann keinen einzigen Schritt mehr vorwärts machen. Ich kann sie unmöglich so zurücklassen.

Ich habe sie bereits nach wenigen Stunden geduzt und in der ersten Woche mit zu mir nach Hause genommen …

Mit einem tiefen Atemzug lege ich den Kopf in den Nacken, bevor ich den dritten Fehler begehe, seit wir uns kennen. Ich drehe mich um, gehe zu ihr zurück.

Ich höre ihr leises, unterdrücktes Schluchzen, bevor ich sehe, wie ihr Körper bebt. Es tut mir so leid.

Unwillkürlich frage ich mich, ob sie das alles schafft. Ob sie diesen Job ausüben kann. Nicht, weil sie nicht kompetent wäre, denn das ist sie. Aber sie ist auch sensibel. Und so lobenswert und wünschenswert diese Eigenschaft ist, so sehr macht sie einen am Ende kaputt.

Mir wird es schwer ums Herz. Ich kriege schlecht Luft, mein Brustkorb fühlt sich an, als würde ein Laster darauf stehen, während ich zusehen muss, wie sie weint. Ihr Gesicht verbirgt sie hinter ihren Händen. Auf dieser Bank, die halb im Schatten der Laternen liegt, hätte ich sie vorhin beinahe nicht erkannt. Aber eben nur beinahe …

Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, trete ich wieder näher, setze mich neben sie und zögere ein, zwei Sekunden, bevor ich meinen Arm um sie lege. Ich spüre, wie sie sich versteift. Nur für einen Augenblick – dennoch lange genug. Ich warte. Dann lässt sie die Hände auf ihre Beine sinken und betrachtet sie.

»Es tut weh«, flüstert sie. »Wird das … wird das je besser?«

»Manchmal«, antworte ich. »Nicht immer. Nicht bei jedem.« Ich wünschte, ich könnte ihr etwas anderes sagen. Etwas Besseres. Etwas, das ihr Kraft gibt.

Meine Hand streicht wie von selbst über ihren nackten Arm, der sich recht kühl anfühlt. Ihre Haare sind klamm, wahrscheinlich hat sie geduscht und sie nicht getrocknet. So holt sie sich, wenn sie Pech hat, eine dicke Erkältung. Gerade jetzt, wenn sie so angeschlagen ist.

Ich sitze hier, schweige mit ihr und habe keine Ahnung, was ich sonst tun oder sagen kann.



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